Im Oktober 2015 hatte die Studentin aus Aachen Vanessa Hagenschulte ein Praktikum im Russisch-Deutschen Haus. Sie erzählte uns, dass sie die Russlanddeutsche ist und dass ihre Verwandten in Novosibirsk wohnen. Sie erzählte uns auch, dass ihr Patenonkel Dichter ist, und versprach uns seine Gedichte zu schicken. Wir warteten lange auf ihren Brief. November, Dezember… Vergaßen schon darüber. Und am 8. Januar bekamen wir endlich den Brief.

Es erwies sich, dass ihr Patenonkel – Wendelin Mangold ist. Er ist einer der berühmtesten Dichter der Russlanddeutschen. Er ist nicht nur in Russland, sondern auch in Deutschland bekannt.

Hier ist der Auszug aus Wikipedia:

„Wendelin Mangold entstammt einer russlanddeutschen Bauernfamilie. 1943 wurde seine Familie von den nationalsozialistischen Behörden im Zuge der ethnischen Neuordnung des 1939 vom Dritten Reich okkupierten „Warthegaus“ in diese vormals zu Polen gehörende Region zwangsumgesiedelt. Mangold erlebte das Kriegsende in Deutschland; seine Familie wurde von der Roten Armee in die Sowjetunion deportiert und verbrachte das nächste Jahrzehnt unter strenger staatlicher Aufsicht, der sog. „Kommandantur“, im Nordural. Wendelin Mangold war während dieser Zeit vorwiegend als Bauarbeiter tätig. Nach dem Ende der stalinistischen Ära in der Sowjetunion zog die Familie Mangold 1956 nach Novosibirsk. Wendelin Mangold konnte nunmehr eine Abendschule besuchen, die er erfolgreich abschloss. Von 1962 bis 1967 studierte er am Pädagogischen Institut in Novosibirsk Germanistik; er promovierte in diesem Fach und wirkte als Dozent. Später hatte er einen Lehrstuhl für „Deutsch als Muttersprache“ im kasachischen Koktschetaw inne. Seit den 1970er-Jahren veröffentlichte er literarische Texte – vorwiegend Gedichte – in der deutschsprachigen Presse der Sowjetunion.

1992 übersiedelte Wendelin Mangold nach Deutschland, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2007 als Sozialarbeiter in der katholischen Seelsorge für die Russlanddeutschen tätig war. Mangold lebt heute in Königstein im Taunus.

Wendelin Mangold war Mitglied des Sowjetischen Schriftstellerverbandes; heute gehört er dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland und dem Kulturrat der Deutschen aus Russland an.“

Wir publizieren die Gedichte von Wendelin Mangold, die uns Vanessa geschickt hat.

 

Deutsch Oder Sprachkurse Für Spätaussiedler

Stein am Hals,

Den zu knabbern

Ein Muss geworden ist.

So mancher bricht sich dabei

Die Zähne aus,

Für manchen wirds zum Grabspruch:

«Er sprach lediglich

Ein gebrochenes Deutsch!»

Zwei Hände

Oft weich nicht die Linke,

Was die Rechte so tut:

Schreibt die Rechte,

Hält das Blatt die Linke.

Auch beim Trinken

Ist belanglos die Linke.

Sogar beim Essen

Hält die Rechte das Messer

Und die Linke bloß die Gabel.

Nur eine hält

Des Mannes Schnabel.

Rezept Gegen Das Altern

Dem Haar habe ich gesagt,

Bleibe voll.

Es wurde schütter.

Der Haut hab ich gesagt,

Bleibe straff.

Sie wurde runzlig.

Den Augen hab ich gesagt,

Bleibt scharf.

Sie wurden schwach.

Zu mir hab ich gesagt,

Bleibe jung.

Und ich blieb es.

 

(Aus «Sprung ins Wasser»: Integration — Gedichte und Texte.)

 

Und hier können Sie noch die Gedichte von Wendelin Mangold lesen oder etwas über ihn erfahren:

http://www.irwa-v.de/kultur,wendelin_mangold.html

http://www.rusdeutsch.eu/Nachrichten/2021

http://rd-literatur.de/2013/Deut/Deutsche/Nr%201/Mang.html